Leiterin Näherei, Geschützte Werkstätten-Integrative Betriebe Salzburg GmbH.
Mitte März 2021 war ich Backstage bei LIEBER WIEDER. Sozusagen an der Quelle, da wo die Nachhaltigkeitsmarke entspringt. Ich hatte ein Gespräch mit Angelika Brandstätter, Leiterin der Näherei bei der GWS. Sie lud mich ein, einen Blick hinter die farbenfrohen Kulissen des ersten fertigen Produktes – des LIEBER WIEDER Shirts – zu werfen.
Es empfängt mich eine offene und sympathische Frohnatur, jung, dynamisch und kreativ. „Angi“, wie Angelika von ihrem Team genannt wird, zählt etwa zehn Mitarbeiter*innen in ihrer Abteilung, die alle ihren Beitrag zum vollwertig biologisch abbaubaren und kompostierbaren Leiberl leisten. Der Grundgedanke für das nachhaltige Shirt mit so viel Österreich-Anteil wie möglich, erzählt sie, entstand durch die Zusammenarbeit mit einem langjährigen Partner in Sachen nachhaltiger Textilien, die in der GWS weiterverarbeitet und veredelt werden. Klar, es ergibt Sinn, die vorhandenen Gegebenheiten der eigenen Näherei zu nutzen, um so etwas eigenes regional Wertvolles herzustellen. Dabei mit einem T-Shirt zu beginnen, ebenso. Ein bekanntes, liebgewonnenes Alltagstextil, das aus keinem Kleiderschrank mehr wegzudenken ist. Und genau das waren auch die ersten Anforderungen an das eigene Produkt: Trotz aller nachhaltigen Überlegungen und Anstrengungen – bequem und alltagstauglich musste es sein.
Nach der Auswahl von Lieferanten, Stoffen und Nähseide, der Erstellung erster Muster und Schnitte, Überlegungen zu Konfektionen und Stil – quasi am Beginn der Zielgeraden – trat im eifrigen Tun noch einmal ein großes Fragezeichen auf: die Etikettierung. Für den Konsumenten ein zwangsläufiges Nebengeräusch, für den Produzenten ein notwendiges Muss, für das Team von LIEBER WIEDER eine Herausforderung der besonderen Art. Für gewöhnlich kennen wir die kleinen Zetterl mit Waschanleitung und Co. aus herrlich glänzendem Polyester. Auch das natürlich ein No-Go, wenn man den Anspruch auf echte Nachhaltigkeit hat. Ein definitives „Go“ gibt es für die LIEBER WIEDER Variante: Die Etiketten werden aus demselben Stoff wie das Shirt gefertigt und mittels Siebdruck auf Wasserbasis (übrigens GOTS zertifiziert) im Haus beschriftet.
Ein Umdenken war auch in Bezug auf das Hangtag angesagt. Die erste Frage: Welches Material? Die zweite, noch viel unscheinbarere Frage, die sich erst im Prozess auftut: Wie bringen wir das Ganze ohne Sicherheitsnadel an? Die LIEBER WIEDER Lösung lautet: Ein Hangtag aus Samenpapier, das nach dem Abschneiden nicht auf dem Müll landet, sondern eingepflanzt wird und nachhaltige Freude in Form von Blumen bringt. Für die Anbringung wird eine kleine Schlaufe ins T-Shirt eingenäht, an der das Label mittels Hanffaden befestigt wird.
Der beste Weg ist selten der einfachste. Persönlich nimmt Angelika aus dem letzten Jahr vor allem folgendes mit: „Das Mitwirken an so einem Entstehungsprozess macht schon was mit einem, beruflich und privat. Das Wagnis, etwas Neues zu schaffen, macht Mut, groß zu denken. Sich von äußeren Umständen nicht von vornherein einschränken zu lassen, um am Ende zu erkennen, dass sich Überzeugung und Durchhaltevermögen auszahlen. Auch privat kaufe ich jetzt viel bewusster ein, weil ich mehr Hintergrundwissen habe und noch genauer weiß, wie sich der Preis für nachhaltig hergestellte Produkte zusammensetzt. Es wäre schön, wenn es uns mit unserem LIEBER WIEDER Shirt gelingt, auch mehr Sensibilität für dieses Thema zu schaffen.“